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AUS  DER  GESCHICHTE
THERESIENSTADTS / TEREZÍNS


Kaiser Joseph II. von Österreich und König von Ungarn ließ 1780 bis 1790 die Festungsanlage Theresienstadt bauen.

Große Festung und Stadt liegen auf der nördlichen Seite der Eger, die Kleine Festung auf der anderen Seite. Sie liegen an der Fernstraße Dresden – Prag, etwa 6o Kilometer nördlich von Prag und 120 Kilometer südlich von Dresden.

Aufgrund der politischen Entwicklung nach der französischen Revolution und der sich schnell entwickelnden Kriegstechnik kam die Festung Theresienstadt nie zur Geltung. Daher haben beide Festungen eine unterschiedliche Geschichte genommen, nahe der Einmündung der Eger/Ohře in die Elbe/Labe:

Aus der großen Festung (nördlich der Eger) wurde eine Garnisonsstadt, aus der Kleinen Festung (südlich der Eger) ein Gefängnis der Gestapo.
 

 

DIE GARNISONSSTADT
DAS spätere GETTO THERESIENSTADT

Die Garnisonsstadt Theresienstadt wurde von etwa 3.500 österreichischen Soldaten (in den 11 Kasernen der Stadt) und etwa 3.500 Zivilisten, Angehörigen der Soldaten, von Handwerkern, Händlern, Gastronomen bewohnt.

Nach dem Münchner Abkommen (1938) wurde Theresienstadt zu einer Grenzstadt, weil sie als letzte tschechische Stadt vor der Grenze des neuen Deutschen Reiches lag.

Ende 1941 wurde die Garnisonsstadt Theresienstadt im System der „Endlösung der Judenfrage“  zu einem Durchgangs- und Sammellager für die jüdische Bevölkerung aus Böhmen und Mähren erklärt, denn die Festungsstadt erschien äußerst günstig, sowohl für die Bewachung der Gettobewohner als auch für das Wachpersonal. Der Bahnhof Bauschowitz/ Bohušovice war nur drei Kilometer entfernt.

Theresienstadt sollte ein Getto für Alte und Prominente werden, für Menschen, die hohe Auszeichnungen trugen, die gute Kontakte ins Ausland hatten. Später kamen auch Juden aus Deutschland und den besetzten Gebieten Europas dorthin.

Die wichtigste Funktion des Gettos Theresienstadt war jedoch der Weitertransport der Häftlinge in die Vernichtungsstätten im Osten. 63 Transporte verließen Theresienstadt, die meisten nach Auschwitz-Birkenau (heute: Oświęcim).

Viele Menschen erlebten diese Deportation nicht, weil sie schon vorher durch Hunger, unmenschliche Lebensbedingungen und Krankheiten starben.

Die Bezeichnung als "Modell-Getto" war die propagandistische Funktion des Gettos: Die SS erwartete den Besuch einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes.

Dieser Besuch wurde von der SS exakt vorbereitet und mehrfach geprobt. Der Besuch fand im Juli 1944 statt, im April 1945 ein weiterer, an dem auch Adolf Eichmann teilnahm.

Als im Osten die Vernichtungslager aufgelöst wurden, kamen viele dieser Menschen nach Theresienstadt. Mit ihnen und diesen Transporten gelangten auch Typhus und besonders Flecktyphus ins Getto. Noch etwa 1.500 Menschen starben an den Folgen dieser Epidemien, die meisten nach der Befreiung.
 


Während des Krieges kamen etwa 140.000 Menschen in das Getto, davon waren etwas mehr als die Hälfte Protektoratsangehörige, also Juden aus Böhmen und Mähren.

Etwa 42.000 Menschen waren deutsche Juden, 15.000 kamen aus Österreich, 5.000 aus Holland, 1.000 aus Ungarn, 1.500 aus der Slowakei und nicht ganz 500 Juden aus Dänemark, die aufgrund der Haltung des dänischen Königs einige Privilegien hatten und vor der Deportation sicher waren.

Von etwa 87.000 Menschen, die in die Transporte in die Vernichtungslager im Osten eingereiht worden waren, überlebten nicht ganz 4.000. Im Getto Theresienstadt starben etwa 33.500 Menschen.

Von den ungefähr 10.500 Kindern, die nach Theresienstadt kamen, überlebten nur knapp 2.500; 7.500 Kinder wurden nach Auschwitz deportiert, wo sie fast alle in den Gaskammern ermordet wurden.

 

DIE  KLEINE  FESTUNG
DAS  spätere GEFÄNGNIS  DER  GESTAPO


Die Kleine Festung diente bereits kurz nach ihrer Fertigstellung als Gefängnis für straffällig gewordene Soldaten und für politische Gefangene.

Die Nationalsozialisten nutzten es weiter als Gefangenenlager der Geheimen Staatspolizei. Die meisten Gefangenen waren aus der ehemaligen Tschechoslowakei, etwa 2.500 auch aus den besetzten Gebieten Europas. Räumlichkeiten der Kleinen Festung wurden 1944 auch vom Konzentrationslager Flossenbürg genutzt. Die Häftlinge der Kleinen Festung waren zur Arbeit verpflichtet. Die Zustände unterschieden sich kaum von denen der Konzentrationslager.

Etwa 32.000 Menschen, davon 5.000 Frauen, wurden in den Jahren 1940 bis 1945 gefangen gehalten. Über 2.500 Häftlinge überlebten nicht, etwa 300 Häftlinge wurden hingerichtet, meistens ohne Gerichtsurteil.

Nach der Befreiung am 8. Mai 1945 übernahm die Rote Armee das Gefängnis. Bis August 1945 dauerte die Rückführung der Gefangenen.

Anschließend brachte man in den Zellen des IV. Hofes gefangene Mitglieder der Wehrmacht und der SS unter, ebenfalls unter unmenschlichen Bedingungen.

 
Außerdem diente die Kleine Festung als Sammellager für die deutsche Bevölkerung, vorwiegend Sudetendeutsche, die ausgesiedelt werden sollte.
 

 

Ausführlichere Informationen zum Getto Theresienstadt finden Sie im
Theresienstadt-Lexikon:

www.ghetto-theresienstadt.de